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Ein Blick in die Seele – Wegwarte

Im Spätsommer, allerspätestens aber im Herbst hat der Gemüsehändler Endiviensalat im Angebot. Die Endivie ist nicht bei allen gleich beliebt, da ihre Bitterstoffe nicht von jedem geschätzt werden. Dabei sind gerade die Bitterstoffe, vornehmlich in den dunkelgrünen Blättern, weniger im gelben Herzen, gesundheitsförderlich, denn sie wirken gallenflussanregend und antientzündlich.

Endivie und Räuchern?

Was hat die Endivie auf einer Seite über das Räuchern verloren? Nun, die Endivie selbst kommt dabei nicht zu Ehren, aber ihre Ahnherrin, die Wegwarte, allemal.
Die Gemeine Wegwarte (Cichorium intybus), bisweilen auch Zichorie, meist kurz nur »Wegwarte« genannt, ist eine Pflanzenart aus der umfangreichen Familie der Korbblütler. Wer je Endiviensalat im Garten auswachsen lassen hat, weiß, dass dieser Salat die Verwandtschaft zur Wegwarte nicht leugnet.

Standort der Wegwarte

Die Wegwarte wächst bei uns häufig an Wegrändern oder auf sogenannten Ruderalstandorten: Also dort, wo sich andere Pflanzen schwer tun, weil es wenig Erde, wenig Nährstoffe und auch nicht allzu viel Feuchtigkeit gibt, dort gedeiht die Wegwarte. Ihr kantiger Stängel verzweigt sich sparrig und wächst unter Umständen bis zu eineinhalb Meter hoch.

Am Endpunkt jedes nur spärlich beblätterten Stängels sitzt, wie soll man es treffender sagen?, eine wegwartenblaue Strahlenblüte. Sie öffnet sich frühmorgens um fünf Uhr und fünf Stunden später, kurz vor Mittag, schließt sie sich wieder. Die Wegwarte dient uns also auch als Blumenuhr.

Wenn an manchen Tagen die Sonne gar nicht richtig zum Zug kommt, macht die Wegwarte ihre Blütenaugen aber erst gar nicht auf. Sie verhält sich jedoch nicht nur im Tageslauf exzentrisch: Mit dem Blühen fängt sie erst nach der Sommersonnenwende an, dafür leuchtet sie dann ausdauernd bis zum kalendarischen Herbstbeginn mit ihren blauen Blütensternen.

schönes Blau der Wegwarte

Wegwarte für die Seele

Den Germanen galt die Wegwarte als Zauberpflanze: Wer sich mit ihren Blättern oder ihrem harten Stängel einrieb, erreichte nicht nur das, was er sich vorgenommen hatte, sondern wurde bei seinen Mitmenschen beliebter. Allgemein wird dem Blau der Blüten eine Verbindung mit dem Seelischen attestiert.

Wer die Wegwarte bescheiden und doch beharrlich am Wegesrand blühen sieht, dem leuchtet die Sage ein, nach der diese Blume eine verzauberte Jungfrau ist, die zuversichtlich auf ihren Geliebten wartet.

Aber nicht nur in der Sagenwelt hat die Wegwarte ihren Auftritt: In Edward Bachs (1886 – 1914) Blütentherapie hat die Wegwarte als »Chicory« die Nummer 8. Die Nummer 8 hilft einem dabei, für andere da zu sein, ohne sich ihnen aufzudrängen. Sie hilft einem dabei, sich zurückzunehmen. Ihre heilkräftige Wirkung entfaltet sich in Form von Tee. Ihrem frisch gepressten, sehr bitteren Saft sagt man die Kraft nach, sogar entzündete Bauchspeicheldrüsen zu beruhigen.

Räuchern mit der Wegwarte

Wer mit der Wegwarte räuchert, kümmert sich um seine inneren Blockaden, das Innenleben wird aufgeräumt: Das Blau der Wegwarte ist mit dem Seelischen verbunden. In der japanischen Harmonisierungskunst Jin Shin Jyutsu steht Blau jedenfalls für die Einstellung der Angst. Ängste machen uns steif, sie lassen uns erstarren. Die so entstandenen Blockaden werden beim Räuchern mit der Wegwarte gelöst.

 

Siegrid Hirsch & Felix Grünberger, Die Kräuter in meinem Garten. Freya Verlag
https://www.celticgarden.de/wegwarten-raeucherwerk/

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